Donnerstag, 10. März 2016

Back Home !

Fast eine Woche bin ich nun schon wieder zurück in Deutschland, aber so richtig angekommen ?! Nein, das bin ich sicherlich noch nicht.

Die Euphorie der ersten Tage, Familie und Freunde wiedersehen, zusammen Fotos anschauen und einige witzige Geschichten austauschen, all das ist jetzt nach einer Woche erstmal nicht an erster Stelle.
Langsam kommt man ins Nachdenken, ins Vermissen...
Das schöne warme Wetter, die Frauen, die Mädchen, die unbeschwerte, freie Stimmung, die Farben und Gerüche, einfach alles.
Die letzten Wochen im Projekt und vor allem die letzten Tage haben Doreen und ich noch ein mal sehr intensiv erlebt und deshalb auch ein bisschen den Blog vernachlässigt. Es war einfach keine freie Minute mehr da, in der man nicht noch Zeit mit den Mädchen beim UNO spielen verbringen wollte, oder letzte indische Kochrezepte ausprobiert hat. Es war ein sehr schöner offizieller Abschied im Projekt und auch in der Kirchengemeinde, doch kurz vor der Abfahrt sind dann noch einmal alle Dämme gebrochen und unsere Liebsten haben uns sogar bis zum Bahnhof begleitet. Ich hoffe, das der Kontakt nie abbrechen wird und ich kann für mich sagen, dass Indien immer ein Stück Heimat für mich bleiben wird.
In der Heimat wieder anzukommen ist noch viel schwieriger, als sich in eine fremde Kultur einzuleben finde ich. Gesundheitlich habe ich zwar keinen größeren Probleme, doch es kreisen tagtäglich die Gedanken über Luxusgesellschaft, Überfluss, Erziehung, Lebensweise und Moral. Mein Freiwilligendienst hat mir eine komplett neue Perspektive ermöglicht, die ich so gut es geht versuche mit Menschen in meiner Umgebung zu teilen.

An dieser Stelle möchte ich mich bei den zahlreichen Lesern meines Blogs bedanken und freue mich behaupten zu können, dass mein Freiwilligendienst nicht den Charakter eines "Ego-Trips ins Ausland" angenommen hat.
Wenn ich in Zukunft mal Zeit finde und die Lust zu Schreiben, dann wird sicher noch der ein oder andere Beitrag folgen.

Eure Julia


Samstag, 16. Januar 2016

Happy Pongal!

Zur Reisernte und als Art Erntedankfest wird in Tamil Nadu „Pongal“ gefeiert. Traditionell gibt es das gleichnamige Milchreis-ähnliche Gericht in süßer Form oder mit schwarzem Pfeffer gereicht. 4 Tage lang wird geputzt und hergerichtet damit alles für das große Familienfest bereit ist. Der Basar ist überfüllt und die  Obst- und Gemüsehändler haben alle Hände voll zu tun. Auch gibt es überall Zuckerrohr zu kaufen, aus dem entweder der Saft gepresst wird, oder der einfach geknabbert wird. Selbst im Kindergarten gab es dieses traditionelle Essen.
Hinzu kommt, dass an Pongal besonders die Kuh geehrt wird. Nicht, dass es sowieso schon so ist, dass alle Kühe, wie sie lustig sind, in der Stadt herum laufen, nein, an Pongal gibt man ihnen besondere „Leckereien“ und dankt ihnen für ihre Unterstützung der Bauern als Nutztier in vielerlei Hinsicht.


Auf und davon!

Ich bin wohl behalten aus dem Urlaub zurück und möchte euch etwas teilhaben lassen an unvergesslichen Momenten, spannenden Trips und typischen Touri-Erfahrungen. Ich hoffe ihr seid genauso gut ins neue Jahr gestartet wie ich ! 

Millionen- und Tempelstadt Madurai:

Unsere erste Station auf der Reise war Madurai!
Shopping, Sightseeing und einfach so richtig Touri sein!

Das Wetter hielt sich in Grenzen und ein paar mal fing es an zu regnen, doch ansonsten verbrachten wir zwei erfolgreiche Tage auf dem Basar, im Menakshi-Amman Tempel und im Tirumalai-Nayak-Palast von Madurai. Extrem auffällig war der Smog, den wir aus unserer Heimatstadt Mayiladuthurai nicht gewohnt sind und schon gar nicht aus dem kleinen Krukum in Deutschland. Eine spannende Erfahrung in einer Stadt unterwegs zu sein, die nie schläft und über eine Millionen Einwohner beheimatet. Doch das Großstadtleben ist weniger spannend, wenn man bedenkt, was die Natur Südindiens noch zu bieten hat. Einen kurzen Aufenthalt war es die Stadt auf jeden Fall wert, doch um den Abenteuerdurst zu stillen stareteten wir mit den Zug  um 2 Uhr nachts weiter Richtung Süden. Ich hatte mir vorher noch Tigerbalsam gekauft, denn der leckere indische Curryduft schafft es meistens nicht bis in die Züge, vor allem nicht in die Nähe der Toiletten.

Nachtzug


Menakshi- Amman- Tempel


Kanyakumari (Kap Komorin):

Es fährt ein Zug nach nirgendwo…
Und einer nach Kanyakumari ! Ans südlichste Ende Indiens ! Es war schon komisch mit den ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages aus dem Zug zu steigen, saubere Meerluft zu schnuppern und den Zug die gleiche Strecke wieder zurück fahren zu sehen. Wir waren angekommen, weiter südlich ging nicht. Niemand kann behaupten Südindien bereist zu haben, ohne an dem Ort gewesen zu sein, an dem Mahatma Gandhis Asche ins Meer gestreut wurde und an dem Indischer Ozean, Golf von Bengalen und Arabisches Meer sich treffen. Allein diese Fakten machen den kleinen Ort Kanyakumari zu etwas besonderem. Die Sonne taucht morgens im Osten aus dem Meer auf und geht abends im Westen wieder im Meer unter. Logischer Weise haben wir hier auch den südlichsten aller indischen Tempel besucht.
Zur Begeisterung aller hatte unser Hotel sogar noch einen Pool auf dem Dach und so holten wir uns erst mal kräftig Sonnenbrand. Es verging ein entspannter Tag und eine ruhige Nacht und dann ging es auch schon weiter, immer der Nase nach!

In der Morgensonne


Sonnenuntergang

Alleppey:

Man sollte ja meinen, dass eine neunstündige Fahrt im Klapperbus auf nicht immer offiziell befahrbaren Straßen durchaus anstrengend sein kann, doch wir genossen es sichtlich. Wir fuhren die Westküste Indiens entlang und waren schon nach wenigen Stunden im Bundesstaat Kerala angekommen. Es war unglaublich, eine neue Welt. Da dachte man gerade, dass man nach 4 Monaten zum indischen Vollprofi geworden ist was lokale Gepflogenheiten angeht, und plötzlich wird eine andere Sprache gesprochen, die Rikscha-Fahrer halten sich an Verkehrsregeln, überall gibt es Alkohol zu kaufen und am Strand trifft man Europäer in Bikini. Wie passte das nun in unseren Alltag in Tamil Nadu? Garnicht.
Die Bundesstaaten Indiens verlaufen unter anderem nach Sprachgrenzen und so könnte man das ganze Land mit Europa vergleichen. Es gibt eine einheitliche Währung, jedoch unterschiedliche Sprachen und Traditionen.Die Vielfalt des großen Landes Indien wird uns einmal mehr bewusst.
In Alleppey beginnen die Backwaters Indiens. Das Meer fließt in mehreren größeren und kleineren Strömen Richtung Inland, perfekt also um sich mal richtig was zu gönnen. Wir haben uns also über Silvester ein Hausboot gemietet, hatten einen guten Koch an Bord und genossen das Feuerwerk aus der Ferne über der spiegelnden Oberfläche der Backwaters.
Die folgenden Tage erkundeten wir auch noch die kleinen Nebenkanäle, die durch viele schöne Dörfchen führen, per Kanu. Ein absolutes Highlight unsere Reise! Wir könnten jetzt unseren eigenen Postkartenstand eröffnen, so viele unglaubliche Bilder haben wir gemacht.
Die Stadt an sich ist sehr auf Tourismus ausgelegt und hat anderweitig eher wenig zu bieten. Das ist nun schon bei vielen Städten aufgefallen. Mehr als ein paar Tage lohnen sich nicht, da das „wirkliche“ indische Leben eben für den Touristen unsichtbar bleibt.

Unser Luxus Hausboot

Vodafone gibts sogar im Dschungel

Festessen

Frohes neues Jahr




coole Truppe
Kochi (Cochin):

Moment mal, sind wir wieder in Pondicherry gelandet?
Das waren die ersten Gedanken in dieser Stadt, die Portugal, Holland und England in ihrer Vergangenheit vereint. Kochi besteht aus mehreren kleineren und größeren Inseln und ist unteranderem bekannt für seine chinesischen Fischernetze, die mittlerweile allerdings mehr als Fotomotiv dienen als zum wirklichen fischen (es war genau ein armer kleiner Fisch im riesigen Netz). Auf der Insel Ernakulam hat sich sehr viel Industrie anesiedelt, während direkt am Meer auf Fort Kochi das europäische Flair aufrechterhalten wird für Tourismus in jeder Form. Wir wohnten in einer super netten Privatunterkunft und ließen uns vom Kathakali (traditionelles Theater in Kerala) einen Abend verzaubern. Nirgendwo auf unserer Reise haben wir bis jetzt so gut und günstig europäisch gegessen wie in Kochi! Das Kashi Art Café ist ein wirklicher Insider. Leider gingen die Tage viel zu schnell wieder um..
chinesisches Fischernetz

Kochis Umweltmanagement 

:D

Elefanten waschen im Fluß


Kathakali


Schuhe kaputt ? Kein Problem! 



Ooty:

Nach so viel Strand und Sonne braucht man auch mal etwas anderes, könnte man denken, doch bevor wir wirklich auf 2240 m Höhe ankamen, hatte niemand ernsthaft gedacht, dass es in den Teebergen Indiens SO kalt sein würde (tagsüber 15 Grad). Mit der Nilgiri Blue Mountain Bahn, die zum Unesco Weltkulturerbe zählt, fuhren wir gemütliche 4 Stunden durch malerische Landschaft und atemberaubende Panoramen Richtung Ooty. Entlang den Hängen erstreckten sich endlose Tee- und Kaffeeplantagen, sowie bunte Dörfchen und Häuser und die saubere, klare, kalte Luft holte auch den letzten Rest Abgase fürs erste aus unseren Lungen. Wir wohnten zu neunt in einem Ferienhaus etwas abgelegen in einem Nebendörfchen, in das sich wohl kein Tourist verirren würde, doch für uns kein Problem und nichts neues, wenn man bedenkt, dass wir seit 4 Monaten theoretisch nichts anderes gewöhnt sind. Schnell freundeten wir uns mit dem Tee-Verkäufer und den Kiosk-Besitzern  an und am nächsten Tag kannte uns das halbe Dorf. Es war schön mit allen zusammen selbst zu kochen und da es mehr als sau kalt war im Haus, eröffneten wir kurzerhand ein Matratzen-Lager und schliefen alle in einem Raum. Not macht erfinderisch :P
Ooty an sich ist eine ehemalige Hill Station der Engländer und diente als Erholungsort auf Grund des europäischen Klimas. Mit letzterem konnten wir uns alle überhaupt nicht mehr anfreunden und mir graut es jetzt schon vor Deutschland. Ansonsten ist die Stadt bekannt für den heimischen Tee und die selbst gemachte Schokolade, die hier ausnahmsweise auch mal nicht schmilzt. Wir besuchten den botanischen Garten und enttäuschten eine Menge Inder, indem wir keine Fotos mit Ihnen machten, im Gegensatz zu anderen Touristen. Nach einer weiteren durchfrorenen Nacht packten wir schon früh wieder unsere Rucksäcke und starteten Richtung Mysore mit Zwischenstopp im Nationalpark Mudumalai.


Es wir kalt und kälter..

Teeberge



Teamwork ist alles

Nudeln essen 

Mysore:

Eine wirklich hippe Stadt, kann man sagen und auf jeden Fall eine Reise wert. Als Europäer dürfte man sich hier nicht ganz so verloren fühlen im indischen Chaos und der Palast von Mysore ist wirklich beeindruckend. Außerdem gibt es riesige Märkte und Basare, die zwar versteckt liegen, aber ein absolutes Muss sind.
Die Einheimischen hier in Mysore kennen sogar die kleine Stadt Mayiladuthurai im Nachbarbundesstaat Tamil Nadu (Mysore liegt in Karnataka), da ein Express-Zug direkt dort hinfährt. Und genau dieser Zug brachte uns und unsere vollgestopften Rucksäcke wieder sicher in unsere indische Heimatstadt.
Palast

St. Philomena's Church

beeindruckende Moschee

Basarleben

BANANEN

lecker Trockenfisch


Nach so viel Urlaub ist es wirklich ein schönes Gefühl wieder von vertrauten Menschen umgeben zu sein und doch haben sich diese unvergesslichen Wochen mehr als gelohnt und uns nochmal ein ganz anderes Gesicht Indiens gezeigt.






Weihnachtsimpressionen

Tanz mit der Baby Class

Als Engel beim Krippenspiel auf Tamil

Meine Flute Class

Weihnachtsstimmung bei 30 Grad


Ohne Lametta und LED's geht gar nichts


Montag, 21. Dezember 2015

Alle Jahre wieder !

Jetzt ist es schon wieder so weit und Weihnachten steht vor der Tür. Dabei fühle ich mich momentan eher wie im Frühling kurz vor Ostern. Die Sonne lacht seit einer Woche wieder und die Vögel zwitschern. Einige Bäume verlieren sogar ihre Blätter, ich bin nur noch nicht dahinter gekommen wieso gerade jetzt. Weihnachtsstimmung blieb dieses Jahr allerdings etwas aus, trotz der unzähligen Feiern und leckeren Spekulatius und Nussecken aus Deutschland. Nach der vierten Weihnachtsfeier haben wir nun auch etwas die Nase voll von Krippenspiel und Co. , andererseits war die Adventszeit eine unvergessliche für uns. Nicht zu übertreffen an Kitsch und Kostümen, an Aufwand und Feierstimmung. Wir hatten die Chance sehr viel Zeit mit den Heimmädchen zu verbringen und deutsche und traditionell indische Tänze zu lernen. Ich kann mich schon ein bisschen auf Tamil unterhalten und das zur Freude vieler Frauen. 
Zum dritten Advent konnten wir helfen eine riesige Sachspende aus Madurai für die Flutopfer in Chennai zu verpacken und die extreme Regenzeit hat uns Indien im Ausnahmezustand gezeigt. Für mich eine unvergessliche Erfahrung. 
Jetzt geht es für uns erstmal in den Urlaub und auch die Mädchen haben morgen ihren letzten Schultag. Dann fahren soweit möglich alle zu ihren Familien und auch einige der Frauen verreisen oder besuchen Verwandte. 
Im Januar steht dann auch schon das nächste wichtige Fest hier in Tamil Nadu an: Pongal
Vergleichbar mit unserem Erntedankfest und passend zur Reiserntezeit. Darüber werde ich dann nochmal ausführlich berichten. Ich wünsche euch allen frohe und besinnliche Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr ! Ich verabschiede mich für die nächsten drei Wochen auf eine abenteuerliche Rundreise durch den schönen Süden Indiens! 

Eure Juli-Akka

(Bilder folgen noch !)

Montag, 7. Dezember 2015

Durch den Monsun....in die Weihnachtszeit !

Hallo ihr Lieben, ich melde mich zurück !

Ihr habt vielleicht schon gelesen, dass es hier in Südindien momentan etwas feucht und nass zur Sache geht. Die Regenzeit hat den ganzen Bundesstaat voll im Griff und selbst im Meller Kreisblatt ist schon von den heftigen Monsunregen zu lesen. Das soll also schon was heißen !

Ein Mitfreiwilliger
 in der Nähe Chennais
Die Menschen hier vor Ort sprechen von der stärksten Regenzeit seit dem Tsunami 2004 und auch in den Medien gibt es Dauersendungen, die über den aktuellen Stand des Hochwassers auf dem Laufenden halten. In Chennai, der Hauptstadt von Tamil Nadu wurde der Ausnahmezustand ausgerufen, der Flughafen gesperrt und ebenso die Botschaft. Über 200000 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen.

Chennai
Aber nun zu unserer Situation. Es tropft und tropft und tropft... Von der Decke und den Wänden, im Badezimmer und auch in unserem Schlafzimmer. Die Pfütze wird immer größer, nur leider bringt es nichts, das Problem jetzt zu bekämpfen, da vor nächster Woche keine Aussichten auf Sonnenschein bestehen. Das drückt ein wenig aufs Gemüt, wenn es von morgens bis abends regnet, buchstäblich ALLES (von Wänden bis Klamotten) schimmelt und man keine trockenen Sachen zum Anziehen mehr findet, doch gleichzeitig hat ja die Adventszeit begonnen, es gibt also allerhand zutun.

Obwohl seit 2 Wochen schon die Schulen ausfallen und auch die Kindergärten geschlossen sind, da sie mit dem Bus in den Dörfern nicht mehr erreichbar sind, haben wir von morgens bis abends Programm. Als erstes unsere Tanzgruppe, mit der wir einen "deutschen Tanz" lernen, danach die Singing Class, die sich an "Rudolph the red-nosed Reindeer" übt und zum Schluss noch die "Angel-Group" (meine Flötenklasse), die schon Jingle Bells fehlerfrei auf die Reihe bekommt.

Unsere "German Dance Group"
Es ist eigentlich sehr schön auf diese Weise jeden Tag mit den Mädchen zusammen zu sein, denn so lernen wir nicht nur nach und nach die Namen der vielen Mädchen, sondern es entstehen richtige Freundschaften. Man sieht sich regelmäßig jeden Tag, obwohl eigentlich kein Plan existiert und nebenbei habe ich das Glück noch eine Menge Tamil von ihnen zu lernen.









Der Tannenbaum steht auch schon ! Natürlich schön kitschig, leuchtend in allen Farben und übersät mit Dekoration. Und trotzdem wunderschön! Die Gärtner haben daneben liebevoll eine Krippe mit Stroh dekoriert und abends beim Essen leuchten die vielen kleinen LEDs um die Wette.

In Reih und Glied und blitzeblank !
Dieses Jahr, haben Doreen und ich uns überlegt, helfen wir dem Nikolaus ein bisschen beim Verteilen der vielen Süßigkeiten für die ca. 160 Mädchen, die auf dem Compound leben. Wir haben uns also todesmutig nachts heraus geschlichen und fanden wunderschön sauber geputzte Schuhe von allen Mädchen. Da haben die Augen geleuchtete am nächsten Morgen, als ein kleiner Karamell-Bonbon für jeden und ein Gruß vom Nikolaus in jedem Schuh zu finden war !!


Unsere Schuhe
Noch überraschter waren allerdings wir selbst, als wir todmüde morgens aufstanden und in unseren saudreckigen Schuhen (von der nächtlichen Aktion) ebenfalls kleine Geschenke fanden !

An solchen Tagen wird einem als Freiwilliger bewusst wozu man hier ist und auch was es bedeutet so ein halbes Jahr in der der Fremde erleben zu dürfen. Man lernt so unheimlich viel von den Menschen und bekommt so viel zurück, dass man sich fragt, ob man überhaupt wirklich eine "helfende" Hand ist.

Es stehen in den nächsten Wochen noch einige Weihnachtsfeiern der verschieden Kindergärten auf dem Programm und dafür müssen noch reichlich Tänze und Lieder geübt werden. Keine Zeit also, sich über Schimmel und Regen so richtig aufzuregen. Wahrscheinlich auch ganz gut so.

In der Hoffnung auf ein paar wärmende, trocknende Sonnenstrahlen, denn wir frieren hier bei 25 Grad,

Eure Juli-Akka












Montag, 23. November 2015

Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne !

Es ist zwar schon etwas Zeit vergangen, doch trotzdem möchte ich euch von unserem ersten großen Projekt hier in Indien berichten: Dem Sankt-Martins-Tag!

Am 11.11.15 schallte es aus der Kirche in Poraya "Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne!". Ja auf Deutsch.
Alles begann ungefähr eine Woche vorher mit dem Plan, einen kleinen Laternenumzug hier auf dem Compound der TELC zu veranstalten. Wir wollten mit den Mädchen ein paar Laternen basteln und ihnen deutsche Martins-Lieder beibringen.
Doch wie das hier so ist, laufen 99% der Pläne in genau die entgegengesetzte Richtung :P
So war plötzlich der Bischof der TELC zu Besuch und erzählte uns bei einem netten Tee-Nachmittag, was er alles vom Sankt-Martins-Tag aus Deutschland erfahren hatte und das er diese Tradition gerne auch in Indien einführen wollen würde. Da waren wir natürlich zur richtigen Zeit am richtigen Ort und wurden direkt mit in sein Programm eingeplant. Ein paar Laternen hatten wir schon für den ursprünglichen Umzug fertig und der Bischof war begeistert von unseren Ideen. Vor allem gefiel ihm, dass wir es geschafft hatten eine wunderschöne, individuelle Laterne aus wenig Material herzustellen, für geschätzt weniger als 5 Rupien. ( Das entspricht etwa 7 Cent.)


Es sollte nun also einen großen Umzug in Poraya geben und wir würden mit einigen Mädchen und Frauen aus Mayiladuthurai dazu stoßen. Das hieß für uns allerdings erst einmal über die Diwali-Ferien (wichtigstens Hindu-Fest) mit unseren Laternen in Massenproduktion zu gehen. 100 Stück hatten wir uns vorgenommen. Dank heftigen Regens und Stromausfall saßen wir also bei Kerzenschein drei Tage mit ein paar wenigen Mädchen zusammen, die keine Familie mehr haben und deshalb über die Ferien im Heim geblieben sind, und haben gebastelt und gemalt was das Zeug hielt. 

Heute können wir nur lächeln und sagen: "Es hat sich gelohnt!"
Der Tag begann bei wunderschönen Wetter und obwohl es immer noch nicht wirklich einen Plan gab und niemand sich wirklich traute das Oberkommando zu übernehmen, weil es diese Veranstaltung zum allerersten Mal gab, fanden sich viele Menschen zusammen. Alle Kinder bekamen eine Laterne und mit Trommelmusik und Gesang startete der Umzug Richtung Kirche. Der Bischof nahm die Geschichte vom heiligen Sankt Martin sehr genau und organisierte nicht nur Gans zum Mittagessen, sondern auch ein Martinspferd aus dem Dorf. 
Da ich reiten konnte, war ich ab sofort der erste indische Sankt Martin und durfte den Umzug anführen. Als ich einmal über die Schulter blickte, war ich überwältigt, wie viele Leute sich angeschlossen hatten und wusste, wir hatten es geschafft, etwas neues nach Indien zu den Christen zu bringen. Vielleicht können die Kinder im nächsten Jahr alle ihre eigene Laterne basteln und die Geschichte von dem gutherzigen Sankt Martin macht die Runde in Kindergärten und Kirchen. Wer weiß. 
In der Kirche angekommen, kümmerte der Bischof sich dann um den offiziellen Teil, während das Programm durch unser kleines Theaterstück der Martinsgeschichte abgerundet wurde. Zusammen mit der ganzen Gemeinde sagen wir "Laterne, Laterne" auf Deutsch. Ein wunderschöner Abschluss des Tages. 

In den vergangenen Wochen kamen wir noch öfter nach Poraya und viele Menschen, die uns trafen erkannten uns als "die Freiwilligen, die Sankt-Martin gefeiert haben" oder "das blonde Mädchen auf dem Pferd". Es ist schön zu sehen, dass wir es geschafft haben, den Menschen hier in Erinnerung zu bleiben und alles in allem hatten wir einen super schönen Tag ( auch wenn wir vom Laternen basteln erst einmal genug haben :P)