Heute möchte ich ein bisschen von meiner Aufgabe und meinem Umfeld hier berichten.
Ich wohne für die nächsten 6 Monate in Mayiladuthurai, einer Kleinstadt mit ca.
90 000 Einwohnern am Ufer des Kaveri-Flusses, ca. 22 km von der Küste entfernt.
Der palmenbestückte, ruhige Compound des TELC Home for Girls ( auf dem wir leben und arbeiten ) liegt direkt an der zentralen Hauptstraße Mayiladuthurais.
Eigentlich ein Widerspruch in sich: ruhig, aber direkt an der Hauptstraße. Das ist in Indien so gut wie unmöglich, da die Hupe fester Bestandteil der Straßenverkehrsordnung ist. Wer am lautesten und längsten hupt, der meint es ernst und fährt auf Biegen und Brechen einfach drauf los. Da stirbt man bei einer Busfahrt des öfteren auch mal tausend Tode. Aber der Compound ist sehr groß und weitläufig, sodass wir trotzdem fast ruhig schlafen können.
Der Hinterhof und rechts die "Primary School"
Der Besuchereingang
Der Hauptweg Richtung Straße
"coconut trees"
Blick aus dem Hauptgebäude
Aber zurück zum Compound: Wir leben hier zusammen mit momentan 115 Mädchen und ca.20 Frauen. Alle Mädchen haben eine Patenschaft nach Deutschland und dadurch die Möglichkeit, hier zu leben, da sie oft viele Geschwister haben und aus arme Familien stammen (einige sind auch Waisen).
Es ist wie in einer großen Familie. Eine Heimmutter hat die Oberaufsicht und alle anderen Frauen verschiedene administrative Aufgaben. Die Managerin des Home for Girls kommt regelmäßig und schaut nach dem Rechten, wobei sie allerdings gesundheitlich nicht in der Lage ist auf dem Compound zu wohnen.
Unser Alltag:
Unser Tag startet um 7 Uhr, wenn die Sonne schon längst am Himmel lacht und es kaum noch auszuhalten ist vor Hitze.
Um halb 9, nachdem wir mit Hilfe eines großen rosa Eimers mit kaltem Wasser geduscht haben und uns das Frühstück schmecken lassen haben, versammeln wir uns mit allen Mädchen unter einem großen Mangobaum zum "morning prayer" auf Tamil. Wir versuchen fleißig mitzusingen, doch die Mädchen müssen immer noch ein bisschen lachen über unsere Aussprache.
Der große Mangobaum
Dann machen wir uns auf den Weg zur "baby class", dem Kindergarten hier auf dem Compound. Wenn dann bis um halb 11 alle Kinder eingetrudelt sind, die nicht gerade Fieber haben oder auf einer Hochzeit sind, starten wir mit aktiven Mitmachlieder auf Tamil und Englisch, lernen neue Englische Vokabeln dazu (wir lernen dann immer gleichzeitig das Wort auf Tamil ), werden mit Bauklötzen kreativ, oder toben einfach nur auf dem großen Spielplatz des Compounds.
Spielparadies unter Bäumen
Zwischendurch gibt es leckeren Chai-Tee mit viel Zucker und um 1 Uhr dann "lunch". Vorher helfen wir den Kindern beim Essen (was mit der Hand und ohne Besteck nicht immer einfach ist), bevor die sich dann für 2 Stunden zum Mittagsschlaf auf Bast-Matten legen.
Um 3 Uhr geht es dann für alle meistens auf dem Tank von Papas Motorad auf nach Hause.
Wir haben nachmittags Zeit zum Waschen, Ausruhen, Tee trinken, in die Stadt gehen, oder zum quatschen.
Ab Oktober werden wir dann abends noch verschiedene Angebote, wie Flötenunterricht und Englischunterricht übernehmen, damit zu Weihnachten ein Stück vorgetragen werden kann.
Gegen halb 9 nach dem "dinner" machen wir dann noch ein bisschen Sport auf unserem Zimmer (was bei 31 Grad um dieses Zeit sehr schweißtreibend sein kann) oder schauen einen Film und werden schließlich vom Rauschen des Ventilators und dem Imam der benachbarten Moschee in den Schlaf gesummt. Die restlichen nächtlichen Geräusche konnten wir noch nicht 100%ig zuordnen.
Ich hoffe ich konnte euch einen ersten Einblick in meinen Arbeitsalltag hier geben, der sich bald schon verändern wird, weil ich in einen anderen Kindergarten wechsle.
Der Blick aus unserem Zimmer auf die Dachterrasse
Der Blick von der Dachterrasse
So das soll es erst mal wieder gewesen sein.. Aber ab morgen haben die Mädchen Ferien und fahren zu ihren Familien, das heißt es wird ein ruhiges Wochenende für uns. Ich werde bestimmt noch den ein oder anderen Post schreiben!
Eure Juli-Akka